"Lachen"



Es war eine grauschwarze Frühlingsnacht. Er saß auf seinem Bett, in der Hand seinen Whiskey. Er war genau in der richtigen Stimmung deprimiert zu sein. Alles war da. Er hatte leise Depri-Mucke aufgelegt und das Licht gedimmt. Dennoch gelang es ihm nicht in die Depression zu verfallen.Nun jeder andere wäre wohl nicht daran interessiert gewesen, aber bei ihm war die Sache anders. Er war Künstler. Sein Problem war, daß er nur depressive Kunst machen konnte. Die Leute mochten sowas und er konnte ihnen geben was sie wollten - bisher. Doch heute wollte es ihm nicht gelingen. Normalerweise brauchte er nur zu malen, was er fühlte. Doch heute fühlte er nicht wie sonst. Und es gab nichtmal einen Grund. Er war nicht verliebt oder hatte in der Lotterie gewonnen. Er fühlte trotzdem nur Gutes in sich.
Ein leises gluckern, blubbern und kichern füllte seinen Bauch. Er überlegte sogar kurz ob man nicht vielleicht kleine niedliche Kaninchen zeichnen sollte. Bei diesem Gedanken mußte er lachen. Er hatte seit Jahren nicht mehr gelacht und jetzt sprudelte es laut aus ihm herraus.
Er lachte und lachte. So doll, daß ihm die Tränen die Wangen herrunterliefen. Er stand auf (lachte), ging zu seinem Schreibtisch (lachte), öffnete die Schublade (lachte) und nahm seinen Revolver (während er lachte). Er lachte noch immer wie verrückt, als er sich die Pistole an die Schläfe hielt und abdrückte.
Mit einem lauten Knall zerplatzte das Lachen und das Lächeln in seinem Gesicht verteilte sich über die Zimmerwände.