"Regen"



Es regnete, blitzte, donnerte und hagelte. Es war unglaublich. Ich freute mich wie ein kleines Kind.Den ganzen Tag war es heiß und schwül gewesen. Ich hatte in meiner Bude gesessen und mich gelangweilt. Und plötzlich hatte es angefangen.
Die pure Energie kam da vom Himmel. Sofort war ich zum Fenster gerannt und hatte es weit geöffnet. Es war wundervoll. Ich atmete die kühle, nach Ozon riechende Luft. Ich sah hinaus auf die lustig springenden Tropfen und hörte den Klang der Hagelkörner auf den Autodächern. Pling, Pling machte es. Die Blitze waren so wunderschön. Ich genoss den tiefen vibrierenden Bass des Donners. Ich sog die Energie des Unwetters mit jeder Faser meines Körpers in mich auf.
Es war herrlich und ich wünschte, es hätte nie aufgehört. Selten war ich so glücklich wie an jenem Tag.




Es ist Nacht. Draussen regnet es. Ein schöner gleichmäßiger Landregen. Ich habe das Fenster weit geöffnet und atme die frische Luft tief in mich ein. Auf einmal bin ich wieder klein. Ich schließe die Augen und fühle nocheinmal wie früher. Die einfache Klarheit der Gedanken, die Sorglosigkeit, die Unwissenheit.
Ich sitze vor dem Fenster, die Augen geschlossen. Ich lausche dem Regen und bin traurig. Keine dumpfe Depressivität und Schwermütigkeit. Ich fühle nur ein einziges sehr simples Gefühl - Ich bin traurig. Keine Fragen nach dem warum, sondern einfache Traurigkeit und stilles Begreifen.
So sitze ich und lausche dem Regen und schlafe langsam ein.
Ich wünschte ich müßte nie wieder aufwachen.